Montag, 25. Februar 2013

Ein einsamer Weg...


Stille. Viel Natur, keine Autos, fast keine Tiere, der Fluss fliesst nicht, er ist gefroren, keine Geräusche. Es herrscht der Winter. Der Schnee reicht bis zu den Knien, die Temperaturen sind deutlich unter dem Gefrierpunkt. Einzig das zischende Geräusch der wenigen Langläufer durchschneidet die absolute Ruhe.

Ich war in Marbach. Einem Kaff erster Güte im Herzen der Schweiz. Ein Kaff, welches die Schweiz noch tief in seinem Herzen trägt. Klischees werden an jeder Hausecke bestätigt. Stereotypen par excellence. Man grüsst sich, denn man kennt sich. Kennt man sich nicht, dann grüsst man ebenfalls, denn man wird sich wohl bald kennen. Mode wird klein geschrieben. Traktoren sind mindestens so präsent auf den Strassen wie Autos. Ohne abschätzend wirken zu wollen; es ist schon beinahe niedlich, wie das Landleben hier vorbildlich gelebt wird. Als Städter braucht es wohl noch eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt habe. Trotz der interessanten Art des Dorflebens, habe ich mich für einige Stunden etwas abgesondert. An den Rand des Dorfes. In die Natur. In die ohrenbetäubenden Stille. Ganz für mich allein.


Ich sitze im Zug auf dem Weg nach Hause.

Aus der inneren Ruhe, aus einer reizarmen Umgebung und der Möglichkeit der Selbstfindung in die Zivilisation, in die vor Einflüssen drückende Gesellschaft.

Lärm. Viel Verkehr. Viele Menschen. In einer Stadt ist man ihn nie ganz los, den Lärm, man lernt ihn einfach zu ignorieren. Luzern ist keine Grossstadt, bei weitem nicht, doch das Wahrnehmungsfeld eines Menschen ist begrenzt und so spielt es nicht mehr eine grosse Rolle ob Luzern oder London, laut ist es überall. Luzern ist grossartig, ich liebe „meine“ Stadt, doch es ist ein starker Kontrast zu Marbach.

Gleich danach geht’s aber weiter.

Emotionen. Schreie. Adrenalin. Heute Abend habe ich ein Meisterschaftsspiel. Mit Ettiswil erwartet uns ein abstiegsgefährdeter Gegner. Wir hingegen wollen Willisau noch den zweiten Platz wegschnappen. Die Stimmung in der Halle wird angespannt sein. Um jeden Ball wird gekämpft, kein Ballwechsel verloren, bis der Schiedsrichter abpfeift…

Marbach und Luzern sind die äusseren Einflüsse, die sich ändern. Die innere Ruhe in der Stille von Marbach im Gegensatz zu den explosiven Adrenalinstössen im heutigen Spiel kommt aber einer Mutation gleich. In Marbach war ich allein. Kämpfte einsam und still gegen Unklarheiten meines Wesens. Stellte mir Fragen, auf die nur ich allein eine Antwort suchen kann, ohne sie jemals zur Gänze zu finden. In Ettiswil bin ich Teil eines Teams. Wir kämpfen gemeinsam für den Sieg. Unterstützen uns, reden uns gut zu. Niemand ist allein. Egal ob wir gewinnen oder verlieren, wir tun es im Kollektiv. Nicht still und leise, sondern laut und emotional. 

So total unterschiedlich und gleichwohl abhängig voneinander. Ich bin überzeugt, dass das eine ohne das andere nicht geht. Man muss sich selber kennen, um seinen Platz in einer Gruppe zu definieren. Umso besser man sich kennt, umso besser kann man sein soziales Umfeld prägen und sein Glück darin finden. Jeder auf seine Weise. 
Es wird in der heutigen Zeit, mit all der Hektik und dem gesellschaftlichen Druck, immer schwieriger, den Weg zu sich selbst zu finden. Zeit wird einem nicht mehr geschenkt, man muss sie sich nehmen. Manchmal auch aufzwingen. Aber ohne geht es nicht. 

Ein oft sehr einsamer Weg... aber er führt zu einer kollektiven Geschlossenheit.

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