Samstag, 17. August 2013

A swiss around the world- Paris, Frankreich.

Ich war schon etliche Male in Paris. Zu jeder Jahreszeit mindestens einmal. Ich habe alles mehrfach gesehen, was man als Tourist gesehen haben muss und ich habe mich mit Einheimischen unter die Pariser Bevölkerung gemischt. Trotz allem habe ich es bis dato nicht geschafft, einen Blog über Paris zu schreiben. Warum? Ich weiss es nicht genau. Vielleicht, weil mir Paris so viel gestohlen hat… darunter auch immer wieder aufs Neue die Zeit… Vielleicht aber auch, weil mir Paris so viel gegeben hat, und ich dies zuerst verarbeiten musste...
Das soll sich aber nun ändern:

Freitag, 26. Juli 2013

Die Muse, das Miststück

Die Muse, das Miststück

Manchmal ist sie schon ein Miststück, diese griechische Schutzgöttin der Künste, diese Inspiration der ansprechenden Kreativität.
Sie taucht immer wieder auf. Getarnt als kurzer Geistesblitz oder angedeutete Genialität. Doch einen Moment später, man kann den Augenblick kaum fassen und seine Gedanken nicht entsprechend ordnen, ist sie wieder weg. Hämisch lachend verkriecht sie sich wieder, bereitet die nächste unvollkommene Attacke vor und sucht sich das nächste unschuldige Opfer. Nichtsahnend, naiv und verletzbar sollen sie sein.
In ihren morbiden Plänen sucht sie sich immer unsägliche Zeitpunkte heraus. Geduldig wartend, bis man unmöglich auf etwas Zugriff hat, das einem erlaubt, seine Gedanken niederzuschreiben, seine Ideen festzuhalten. Das Gehirn vergisst, überschreibt sich selbst mit Notwendigerem, mit situationsspezifischen Dingen- das Geschenk der Muse verpufft. Bedeutungslos. Verschwenderisch.
Die Muse, das Miststück, soll ihre wohlgeformten Lippen dann einsetzen, wenn ich vor einem Laptop sitze, sie soll mich ihre sanften und doch so wunderbar leidenschaftlichen, ja beinahe erotischen, Küsse dann spüren lassen, wenn ich die Möglichkeit habe, ihre Geschenke umzusetzen.

Liebe alle
Ihr merkt, in den letzten Monaten lief hier eher wenig. Ich hatte einerseits viel zu tun mit meinen Semesterprüfungen, andererseits fehlte mir der Antrieb. Der mich zwar ab und zu leidenschaftlich heftig, aber wie erwähnt jeweils zum falschen Zeitpunkt erreichte. Ich habe einige Mails erhalten, ich solle doch wieder mal etwas schreiben. (Ich freue mich jeweils sehr über eure/solche Mails- vielen Dank dafür!)
Nur ist es auch so, dass ich kein Tagebuch- Blogger bin. Ich kann und will euch nicht von meinen Tagesabläufen erzählen. Ich will diesen Teil meines Lebens nicht mit euch teilen. Ihr habt eure eigenen, tollen, spannenden, verrückten Leben. Ich hab meins. Meines hat hier (grösstenteils) nichts verloren und entsprechend nichts zu suchen.
Ich teile hingegen etwas (aus meiner Sicht) viel Intimeres mit euch. Meine Gedanken, meine Empfindungen. In jedem meiner Texte steckt etwas, das tief aus meinem Herzen kommt. Liebesbotschaften, Wehklagen, Freudenschreie, Sehnsüchte, Hoffnungen und Trauer. Diese Art des Schreibens braucht tiefe, intensive Gefühle. Es braucht innere Ruhe und Gelassenheit. Es benötigt die richtigen Empfindungen zum richtigen Zeitpunkt.

Ich werde wieder mehr schreiben, versprochen, schon bald… wenn mich die Muse küsst ;).

Dienstag, 18. Juni 2013

...wenn man lernen sollte ;)...

...wenn man lernen sollte ;)...

Ich will baden. Frei. Nackt. Wie 'Gott' mich schuf. Ich will mich von den Wellen wiegen, mich vom Strom treiben lassen. Ich will die nach Freiheit strotzende Kraft des Wassers auf jeder Zelle meines Körpers spüren. Ich will die beruhigende Liebe des Windes in jeder Pore fühlen. Mir ist heiss. Mir ist langweilig. Warum tue ich mir das an? Ah ja... ich brauch Geld... irgendwann. Scheiss Geld. Scheiss Kapitalismus. Im Momentum dieser Sekunde, dieser Minute, dieser Stunde... da brauche ich kein Geld.
Doch warum sollte es mich interessieren, was danach kommt? Warum soll ich mir mit Eventualitäten mein Glück verbauen? Wasser fliesst, dahin wo die Erde abfällt, so schnell wie es der Wind vorgibt... Wasser kümmert sich nicht... Wasser lässt sich fallen und treiben. Wasser hat verstanden, wie man leben sollte...

Montag, 20. Mai 2013

Lieben wir der Liebe wegen



Heute habe ich sie gehört- die ultimative Frage. Die Frage aller Fragen. Kaum eine andere Frage sollte ähnliche Existenzberechtigung haben wie diese. Gestellt wurde sie im Pausenraum in der zentralen Hochschulbibliothek in Luzern.

Zwei junge Frauen (mindestens eine davon steckt wohl in einer äusserst tiefen Beziehungskriese) unterhielten sich angeregt über Sinn und Unsinn einer/ihrer Beziehung(en). Ich hab da nur mit einem Ohr (und einer Gehirnhälfte) hingehört, mit dem anderen Auge (und der anderen Gehirnhälfte) las ich Zeitung. Als sie plötzlich mit folgender Frage den Rest meiner Pause prägten:

Was ist das Ziel der Liebe?

Samstag, 16. März 2013

Der Held



Erklärung: Um eine gute Freundin aufzuheitern, hab ich vor einigen Jahren den "Held auf dem Dreirad" erfunden. Geschichten dazu habe ich ihr immer dann geschrieben, wenn sie traurig war. Heute hat diese Freundin Geburtstag und ich habe diesen Helden wieder ausgegraben. Dieses Mal aber nicht, weil sie Aufmunterung braucht. Hier eine leicht abgeänderte Version meines Briefes an sie:

Einst war er omnipräsent. Jedes kleine Kind kannte ihn. Jede Frau schwärmte für ihn. Jeder Bösewicht fürchtete ihn.

Seit einigen Jahren ist um ihn es deutlich stiller geworden. Er hat sich verloren; in den Niederungen dunkler Studienbücher, der Hektik der Arbeitswelt. Für Heldentaten blieb ihm kaum noch Zeit. Doch nun trotzte er allen Widrigkeiten und taucht noch einmal auf der Bildfläche auf. Allerdings nicht nur um Heldentaten zu begehen. Er will der Welt sagen, woher er seine Superkräfte hat. Was es benötigt, um diese unglaublichen Dinge zu tun. Denn es sind nicht seine Muskeln und auch nicht sein Verstand, die die Welt immer wieder zu retten vermochten und schon gar nicht sein cooles Dreirad.
Kräfte sammeln durch Liebe und Zuneigung. Kräfte sammeln durch Vertrauen und Dankbarkeit. Die letzten Jahre seines Lebens waren geprägt durch all diese Attribute. Er braucht keinen Spinat wie Popey. Er braucht nicht auf die Palme gebracht zu werden um sich in einen grünen, kraftprotzenden Hulk zu verwandeln. Er braucht nur seine besten Freunde und seine Familie, sein Elixier der Hoffnung, sein Licht in der düstersten Dunkelheit.

Montag, 25. Februar 2013

Lieber Winter - hau ab!



Meistens kommen wir ganz akzeptabel miteinander zurecht. Zuweilen empfinde ich dir gegenüber sogar Respekt und Anerkennung. Als Schweizer habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt, mit dir zu leben. Ja du kannst teilweise sogar richtig viel Spass bereiten. Du lässt Schnee fallen, damit wir darauf Ski fahren können, damit wir damit Schneeengel und Schneemänner machen können. Du hüllst unsere zurzeit trostlose Natur ab und zu in ein reines, unschuldiges Weiss. Du schenkst uns Momente der Ruhe, wenn die Flüsse gefrieren und die Tiere sich verstecken. Und trotzdem bitte ich dich, in einer ruhigen und kontrollierten Art und dennoch aus tiefstem Herzen und mit bedingungsloser Überzeugung:

Hau ab!

Ich weiss, dass es gemäss Kalender noch nicht an der Zeit ist, doch ganz ehrlich- du hast dich noch nie um Termine gekümmert. Oder wann schenktest du uns das letzte Mal weisse Weihnachten? Ernsthaft: Verzieh dich! Nimm deine Kälte und deinen zu Matsch gewordenen Schnee gleich mit. Von mir aus kannst du ab 2000 Meter aufwärts weiter wüten. In den Niederungen der zivilisierten Welt lässt es sich aber nun mal mit warmen Temperaturen viel besser leben.

Nochmals- weniger ruhig und weniger kontrolliert, allerdings nicht weniger inbrünstig:

HAU AB!

Wo sind Frühling und Sommer, wenn man sie braucht? Im Winterschlaf? Kämpf! Kämpft gegen die anhaltende, durch Kälte hervorgerufene Gefühlsverarmung in meinen Händen. Kämpft gegen die frostige Luft, die rutschige Unterlage, gegen Schnupfen und Husten. Kämpft, mit Wärme und Licht gegen Kälte und Trübnis. Bringt uns Sonne und Wärme, bringt uns Lebensfreude.

Bringt uns die Farben zurück!

Ein einsamer Weg...


Stille. Viel Natur, keine Autos, fast keine Tiere, der Fluss fliesst nicht, er ist gefroren, keine Geräusche. Es herrscht der Winter. Der Schnee reicht bis zu den Knien, die Temperaturen sind deutlich unter dem Gefrierpunkt. Einzig das zischende Geräusch der wenigen Langläufer durchschneidet die absolute Ruhe.

Ich war in Marbach. Einem Kaff erster Güte im Herzen der Schweiz. Ein Kaff, welches die Schweiz noch tief in seinem Herzen trägt. Klischees werden an jeder Hausecke bestätigt. Stereotypen par excellence. Man grüsst sich, denn man kennt sich. Kennt man sich nicht, dann grüsst man ebenfalls, denn man wird sich wohl bald kennen. Mode wird klein geschrieben. Traktoren sind mindestens so präsent auf den Strassen wie Autos. Ohne abschätzend wirken zu wollen; es ist schon beinahe niedlich, wie das Landleben hier vorbildlich gelebt wird. Als Städter braucht es wohl noch eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt habe. Trotz der interessanten Art des Dorflebens, habe ich mich für einige Stunden etwas abgesondert. An den Rand des Dorfes. In die Natur. In die ohrenbetäubenden Stille. Ganz für mich allein.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Flieht, ihr Narren!



…aus euren Häusern, aus euren gesellschaftlich geprägten Verhaltens- Gefängnissen, aus eurer Verklemmtheit. Flieht auf die Strassen, in die (Narren-)Freiheit! Für einige sind sie schönsten Tage des Jahres. Seit heute hat sie Luzern fest im Griff- die Fasnacht.

Luzern zählt zusammen mit Basel als Fasnachts- Hochburg der Schweiz. Tausende säumen die Strassen. Für die Meisten ist sie einfach eine Möglichkeit, seine inneren, verrückten und exzentrischen Geister in aller Öffentlichkeit zu befriedigen. Was sonst nur hinter verschlossenen Türen, vielleicht gemeinsam mit ein paar wenigen Eingeweihten von statten geht, geschieht in aller Öffentlichkeit… und alle machen mit. Harmlose Persönlichkeitsperversionen weit weg von jeglichem anrüchigen Hintergrund.


Sonntag, 3. Februar 2013


…es hat sie bisher zu selten gegeben in diesem Winter; diese kalten, unfreundlichen, dunklen Tage. Diese Tage, wo man zuhause bleiben möchte, wo gute Bücher oder gute Filme in einer warmen Decke so viel inniger wirken und einem die Ungemütlichkeit ausserhalb der eigenen vier Wände nullkommaplötzlich vergessen lässt. Sie sind für viele so wertvoll für das eigene Wohlbefinden- für mich sind sie es. Man lebt den Tag, allein oder mit auserwählten Personen, isoliert von Stress und Lärm, von Druck und Erwartungen. Man meldet sich ab. Man schottet sich ab. Man ladet seine Batterien auf. Ich habe mich trotzdem ein paar wenige Minuten mit meiner Kamera in die Kälte gewagt. Jetzt bin ich zuhause... und lade meine Batterien auf.

Einige Impressionen:

Luzern
Luzern

Donnerstag, 31. Januar 2013



Ihr kennt das sicher alle. Man arbeitet auf etwas (Unangenehmes) hin und ersehnt sich fast nichts anderes, als dass dies so schnell und unbeschadet wie möglich von statten geht. So auch ich bei meinen Semesterprüfungen. Ich lerne- und ich mag es nicht, zu lernen- und lerne, einzig mit dem Ziel, die Prüfungen zu bestehen- wobei ich wohl nicht das Lernen per se nicht mag sondern die dauernde Anspannung bis zum Zeitpunkt der Prüfung. Der ganze Druck, welcher nach den Prüfungen von einem fällt sollte im Grunde ja immens sein, da man Wochen der Arbeit ausschliesslich an diesen Tests misst und diese für die Zukunft auch nicht gerade unbedeutend sind.

Sonntag, 27. Januar 2013

Da die Semsterprüfungen unmittelbar bevorstehen, melde ich mich für die nächsten Tage ab. Wünscht mir Glück! (ich kann es brauchen) :)

Freitag, 25. Januar 2013



„ARSCHLOCH“

Mit diesem Wort „verabschiedete“ sie sich und verliess wutentbrannt die Wohnung. Hätte sie nur ein paar Minuten in die Zukunft blicken können, hätte sie ihn nicht mit diesen Worten verlassen.

Montag, 21. Januar 2013



Ich stöbere in letzter Zeit des Öfteren durch die vielen Blogs auf der Seite ‚blog-connect.com‘. Auf selbiger bin ich auf eine interessante Kolumne einer talentierten Bloggerin gestossen, mit dem Titel: „Beschleunigt Suchen das Finden?“. Die aufgeworfenen Fragen sind spannend und in ihrem Kontext philosophisch. Die Grundsatzfrage dieses Beitrags ist schliesslich:

Wieso versucht man durch eine stetige Suche, den Verlauf seines Schicksals zu beschleunigen?

Freitag, 18. Januar 2013

SchicksalsGeschichte




Hallo ihr Lieben

Ich habe meinen anderen Blog (SchicksalsGeschichte) etwas aufgemotzt. Auf jenem werde ich immer wieder Häppchen (Kapitel für Kapitel) meiner Geschichten online stellen. Die meisten dieser Geschichten sind erst am Anfang, wenn der Blog aber ein paar Leser findet, gebe ich mir Mühe, wöchentlich ein weiteres Kapitel zu schreiben.
Nun wünsche ich euch einen tollen Start in ein einzigartiges Wochenende! :)

Euer Adi


Donnerstag, 17. Januar 2013



Für mich ist es bald so weit. Andere haben ihre Schicksalstage bereits hinter sich. Einige sind mittendrin. Lasst uns für sie kurz innehalten... ... ... (reicht schon). 

Es sind wichtige Tage. Ein immenser Druck lastet auf uns. Es steht so viel auf dem Spiel. Ein Scheitern hätte unvorstellbare Folgen.

Meine lieben Kammeraden und Kammeradinnen. Meine lieben Mitstreiter. Meine lieben Genossen. Schärfen wir unsere Gehirnzellen, spitzen wir unsere Zungen, bereiten wir unsere Stifte vor... für die Stunden der Entscheidung. Die schicksalshaften Momente unserer Geschichte. Semesterprüfungen. Alles oder nichts. Erfolg oder Versagen.

Ja, nein, natürlich. Ich übertreibe. Masslos. Verliere mich in einer eigentlich ungerechten Dramaturgie der Priviligierten. Man hat natürlich viel mehr zu gewinnen als zu verlieren (auch wenn das einigen nicht immer bewusst ist) und auch wenn man mal verlieren sollte, gibt uns das Leben (das Studium im Übrigen auch) Chancen, diese Fehler zu korrigieren. Nun sei aber doch noch gesagt, dass das Studentenleben nicht immer gar so einfach ist, wie man sich das vielleicht vorstellt, einzureden versucht oder rückblickend beurteilt. Trotzdem möchte ich nicht tauschen. Mit nichts und niemandem... und ich will euch auch sagen warum:

Ich sitze zurzeit jeden Tag mit Gleichgesinnten- jungen, wissbegierigen Frauen und Männern- in diesem Lesesaal und sauge diese edelmütige, von selbstdisziplin durchtränkte Stimmung auf. All das Niveau, welches viele der Studenten jeweils am Wochenende in ihren Ausschweifungen genervt zu verlassen scheint, findet in diesen Räumlichkeiten reumütig zu ihnen zurück, wenn es sieht, wie fleissig sich die zukünftigen Führungspersonen unseres Landes für ihre kommenden Positionen vorbereiten. Man motiviert durch seine stille Aufopferung (absolut selbstlos, versteht sich) die anderen Studenten. Man bringt sich ein, in diese allgemeine Verwirklichung so vieler Lebensträume und versucht, anhand von Wissen, ein Teil unserer bewegenden Welt zu werden.

Selbst die "Fleischbeschauung" hat gewisses Niveau. Es gleicht zwar nicht unbedingt (immer) einer Partnerbörse, trotzdem wird jede und jeder genaustens wahrgenommen, durchleuchtet und analysiert. Vorsichtig und unauffällig, versteht sich, aus den Augenwinkeln oder zwischen den Büchern hindurch. Alles andere würde dem intellektuellen Kontext nicht gerecht. Für jemanden wie mich, der sich der Baustelle zu entreissen versucht, ist dies eine erfrischende Offenbahrung, denn auch wenn die Gedanken wahrscheinlich oft nicht unbedingt niveauvoll, manchmal vielleicht sogar bitterböse oder nicht jugendfei sind, bleiben sie (zumindest in diesem Rahmen) unausgesprochen. Und (um niveauvoll zu blieben) hier möchte ich ein 'how i met your mother'- Zitat verwenden. "Nicht alles, was gesagt werden muss, muss auch gehört werden." ... In diesem Sinne- nicht alles, was gedacht wird, darf/muss/sollte mitgeteilt werden. Um dieser Philosophie gerecht zu werden, schliesse ich diesen Eintrag. ;)

Auf ein ander Mal!

Montag, 14. Januar 2013

Die Pein des Lernens


Da sitze ich, wie zurzeit jeden Tag, an einem Tisch im Lesesaal unserer Zentralbibliothek. Vor mir die Bücher aufgeschlagen. Respektive neben mir. Sie mussten Platz machen für meinen Laptop. Jetzt will ich schreiben. Später werde ich lernen.

Es ist still im Saal. Alle lernen sie, die Studenten, fleissig wie Bienen. Sie machen kaum Geräusche. Anstelle des Summens hört man ab und zu ein Klicken eines Taschenrechners, das umblättern eines Buches oder das Knattern von verstaubten Hirnzellen. Die meisten sind nicht motiviert, aber von einer subtilen Versagensangst getrieben. Andere sind motiviert und haben deshalb noch mehr dieser subtilen Angst, da man ihnen wegnehmen würde, was sie anscheinend gerne tun, wenn sie die Prüfungen nicht schaffen. Dies sind dann auch jene, die beinahe mit dem Stuhl verwachsen, da sie in der Gefahr, eine Minute Lernzeit zu verpassen, im Grundsatz auf Pausen verzichten. Sie sind am Morgen schon da, wenn ich komme und bleiben am Abend, wenn ich gehe. Sie sitzen am selben Platz, auf demselben Stuhl in derselben Position wie ich sie am Abend „zurückgelassen“ habe… beeindruckend. Oft bin ich mir nicht sicher, ob „es“ überhaupt lebt…

Die vielen Gesichter dieser armen Studenten im Raum sind von Sorgenfalten gezeichnet. Kaum sieht man sie noch, die unbeschwerte glatte Haut der Jugend. Viele scheinen erwachsen zu werden und einige sind es schon längst geworden, in diesem „Saal des Wissens“, gepeinigt auf dem Weg zu einer aussichtsreichen Zukunft. Blicken sich zwei bekannte Gesichter an, runzeln sie ihre Stirn oft sogar noch heftiger, in einer Art Wettkampf und jeder will ihn erringen, den Sieg um den hoffnungsloseren Gesichtsausdruck im Kampf mit dem unendlich wirkenden Prüfungsstoff.

Meine Leidensgenossen und ich hingegen lächeln uns an. Es ist ein Lachen der Resignation, vielleicht der Hilflosigkeit, doch auch der gegenseitigen Anteilnahme, der Aufmunterung und zudem sind wir fest entschlossen, unsere jugendlichen Gesichtszüge nicht aufgrund von so lapidaren Dingen wie einer Semesterprüfung preiszugeben... dann lieber für Beziehungsprobleme und/oder verlorene Fussball- oder Volleyballspiele...

Tiefes Schnaufen. Vor mir, neben mir, hinter mir. Ein Mal aus Erleichterung (neben mir), zwei Mal aus Verzweiflung (vor und hinter mir). Neben mir wird zusammengepackt. Vor und hinter mir nochmals zurückgeblättert.

EIN LAUTER KNALL DURCHQUERT DEN RAUM

Alle drehen sich um. Suchen die Ursache. Verwirrung herrscht. Sie tauschen Blicke aus. Wie ein verwirrter Haufen Erdmännchen durchforsten sie den Raum, neugierig und leicht genervt ob der unliebsamen Unterbrechung.

Sie sind erwacht und haben ihre Welt der Wirtschaft und Chemie, der Psychologie und der Medizin verlassen. Na ja, die Meisten… Unsere Marathon- Lerner lassen sich nicht beeindrucken. Knallhart richten sie ihren Blick auf ihre Unterlagen und hämmern sich ihren Stoff rein.

Als Rudeltier mache ich natürlich mit bei dieser allgemeinen Verwirrung und suche die Ursache. Was? Wo? Warum?

Von hinten stupst mir jemand sanft auf die Schulter. Ich drehe mich um. Eine junge Frau verweist mich auf einen Gegenstand, der nahe an einem meiner Stuhlbeine lag.

Ein Stift fiel zu Boden!  MEIN Stift fiel zu Boden!

Nun gut, der Knall war nicht wirklich laut. Aber er erzielte die gleiche Wirkung wie der Wecker jeden Morgen. Man wird unsanft aus seinen (Alp-)Träumen gerissen. Zurück in die Realität. Dafür braucht es nichts ohrenbetäubendes, nur etwas unliebsames. Nichts lautes, nur einen unpassenden Moment. Blöder Wecker. Blöder Stift.

Ein kurzer Blick in die Runde verrät mir, dass es sich nicht mehr lohnt, dies zu verheimlichen. Die meisten lachen. Lächeln mich an. Etwas mitleidig. Manche erheitert. Einige teilnahmslos. Kurze Zeit später nimmt die Zeit wieder ihren gewohnten Lauf. Alle blicken sie auf ihre Bücher und verkriechen sich in ihre sorgenvollen Mienen, so wie es sein muss.

Ich sollte jetzt auch wieder lernen. Doch schreiben ist anstrengend. Ich mach mal ne Pause. Ich werde später lernen. Morgen oder so.